Ein Weltladen ist ein Fachgeschäft des Fairen Handels. Ziel der Arbeit der Weltläden ist es, zu mehr Gerechtigkeit im Handel mit den Ländern des Globalen Südens beizutragen. Um dieses Ziel zu erreichen, verkaufen Weltläden Produkte aus Fairem Handel, beteiligen sich an politischen Kampagnen und leisten Informations- und entwicklungspolitische Bildungsarbeit.
1969 wurde der erste Weltladen in den Niederlanden eröffnet und von dort breitete sich die Bewegung nach ganz Westeuropa aus. Die Weltläden waren in den siebziger Jahren neben den Kirchen die ersten Anbieter von fair erzeugten Produkten überhaupt. Den weltweit ersten fair gehandelten Kaffee hatte 1973 die niederländische Stiftung S.O.S. Wereldhandel nach Holland importiert; die Bohnen stammten von einer guatemaltekischen Kleinbauernvereinigung. Die Weltläden leisteten Pionierarbeit zur Verbreitung der Idee des Fairen Handels; wie der Weltladen Unterwegs. Er wurde im Jahr 1988 in Mainz gegründet. Prominente Produkte seiner Anfangsjahre waren Kaffe aus Nicaragua, Jute-Taschen aus Bangladesch und Kerzen aus Soweto.
„Der Kaffee schmeckte nicht immer gut, die Taschen waren alles andere als chic, die Kerzen verbreiteten manchmal mehr Ruß als Licht. Doch die Botschaft war wichtig, die wir mit unseren Produkten verbanden: Wir unterstützen den Befreiungskampf der Völker, streiten gegen weißen Rassismus, sind solidarisch mit den Menschen, die nach politischer Selbständigkeit streben. Und wir gaben ein lebendiges Beispiel für gerechtere internationale Handelsbeziehungen, faire Löhne und Arbeitsbedingungen von Produzenten.“
— Karl-Heinz Dejung, Gründungsmitglied des Vereins „Unterwegs für eine gerechte Welt“
Heute ist aus einer Solidaritätsinitiative weniger Menschen eine gut organsierte und vernetzte, weltumspannende Bewegung mit qualitativ hochwertigen Produkten geworden. Der Weltladen Unterwegs ist einer von derzeit etwa 900 Weltläden in Deutschland. In ihnen engagieren sich mehr als 5o.ooo Menschen aus allen Teilen der Bevölkerung als zumeist ehrenamtliche MitarbeiterInnen. Sie bilden die Basis des Fairen Handels in der Bundesrepublik.
Als Fachgeschäfte des Fairen Handels bieten Weltläden eine breite und tiefe Auswahl an fair gehandelten Produkten. Ein Großteil kommt aus der ökologischen Landwirtschaft. Ein wichtiges Kriterium beim Verkauf ist die Transparenz: Von wem und wie werden die Produkte hergestellt? Dabei geht es sowohl um die einzelnen Produktionsschritte als auch um die Menschen hinter den Produkten. Der Weltladen Unterwegs hat neben Lebensmittel auch ein großes Sortiment an Kunsthandwerk und öko-fairen Textilien im Angebot.
Das Bildungsangebot der Weltläden richtet sich an alle, denen entwicklungspolitische Themen und Einblicke jenseits des eigenen Tellerrands wichtig sind. Ziel der Bildungsarbeit ist eine kritische Auseinandersetzung mit globalen Zusammenhängen. Die Weltläden bieten Globales Lernen und Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Das Besondere der Weltläden ist dabei die „offene Ladentür“. Kaum eine andere zivilgesellschaftliche Organisation ist so frei zugänglich und lässt Interessierte so direkt und unmittelbar nachvollziehen, welches Engagement dort geleistet wird und welche Tätigkeiten damit verbunden sind. Der Weltladen Unterwegs verfühgt über zahlreiche Bildungsangebote, die im Menüpunkt Bildungsangebot vorgestellt werden.
Mit der politischen Kampagnenarbeit zielen Weltläden darauf ab, auf Missstände im internationalen Handel aufmerksam zu machen. Sie formulieren politische Forderungen und richten diese an Entscheidungsträger:innen auf kommunaler, nationaler und EU-Ebene – oftmals gemeinsam mit anderen Organisationen. Der Weltladen Unterwegs beteiligt sich u.a. am Weltladentag, der jedes Jahr am zweiten Samstag im Mai stattfindet und an der Fairen Woche. Sie ist die Aktionswoche des Fairen Handels in Deutschland und findet im September statt.
Weltläden haben nicht zum Ziel, möglichst hohe Gewinne für den eigenen Profit zu erzielen, sondern gute Geschäfte im Sinne derjenigen zu machen, die die Produkte herstellen. Sie verkaufen Produkte, bei denen Zwischenhandel und Spekulation vermieden werden und für die ein fairer Preis bezahlt wird, der den Produzent:innen ein menschenwürdiges Dasein ermöglicht. Dabei dürfen Mehreinahmen entstehen, die aber in den Laden oder die Bildungsarbeit reinvestiert werden (not-for-profit-Charakter).
Supermärkte und andere Läden bieten fair gehandelte Produkte in einer Art Mischkalkulation mit konventionell (und oft unfair) gehandelten Produkten an. So steht in einem Regal gleichzeitig der (teils teurere) fair gehandelte Kaffee neben Produkten aus dem herkömmlichen Handel. Das ursprüngliche politische Anliegen des Fairen Handels, nämlich auf die ungerechten Weltwirtschaftsstrukturen hinzuweisen und diese zu kritisieren, ist hier nicht anzutreffen. Der Faire Handel ist für die Supermärkte ein Zusatzmarkt, der ihnen eine weitere Absatzmöglichkeit bietet. Weltläden bieten ausschließlich fair gehandelte Produkte an. Bei ihrer Produktion und Vermarktung wird streng auf die Einhaltung der sozialen Standards geachtet. Sie stellen somit eine echte Alternative dar.